Als Leserbrief an den TAGESANZEIGER gesandt

Leserbrief zum Artikel im Tagesanzeiger vom 11.1. 08, Bund Wissen: Hirnforschung und der freie Wille des Menschen

Ich möchte Bezug nehmen auf folgende Aussage des Mainzer Neurophilosophen Thomas Metzinger: „Der Mensch sei ein Wesen, das sich zwar danach sehne, unsterblich zu sein, aber schrittweise entdecken müsse, dass er endlich und nicht mehr als eine seelenlose Ego-Maschine sei.“

Diese Aussage enthält selbstverständlich eine Wahrheit, die niemand aus der Geisteswissenschaft, der die naturwissenschaftlichen Forschungen kennt, wegdiskutieren kann und will. Thomas Metzinger hat seinen Blick jedoch ausschliesslich auf die Fakten der Hirnforschung gerichtet, wenn er behauptet, der Mensch sei nicht mehr als eine seelenlose Ego-Maschine. Kann man mit dem Denken der Naturwissenschaft den Bereich der Seele und des Geistes nicht fassen, ist es unwissenschaftlich, diesen Bereich einfach weg zu diskutieren und ihn als nichtexistent zu erklären. Diese Aussage müsste etwa folgendermassen umgeschrieben werden:

Der Mensch ist ein Wesen, das sich danach sehnt, unsterblich zu sein. Aber die Hirnforschung kann mit dem naturwissenschaftlichen Denken, das in Raum und Zeit abläuft, die Unendlichkeit und Zeitlosigkeit (Ewigkeit) des geistigen Menschen nicht mehr fassen. Sie kann nur die Komplexität der in Raum und Zeit ablaufenden Hirnprozesse und ihre Auswirkungen im körperlichen und seelischen Leben (von den Körperfunktionen beeinflusstem seelischen Leben) immer besser wahrnehmen und erklären.
Denkt man sich diese Prozesse vom Geist des Menschen abgekoppelt, haben wir als Bild eine raffinierte Maschine vor uns, die die Grundlage unseres Egos bildet. Dieses Ego wird mit dem Tod des Hirns ebenso aufhören zu existieren wie das Hirn selbst.

Die Frage stellt sich jetzt anders:

Kann man mit dem naturwissenschaftlichen Denken die Wirksamkeit der Seele und des Geistes im Menschen untersuchen?

Das heutige Denken ist ganz in Raum und Zeit tätig. Es ist brillant zum Erfassen von mechanischen Abläufen. Wenn man in der Hirnforschung das Gehirn auf eine komplexe Maschine reduziert, findet man mit dem heutigen Denken die wissenschaftlich bekannten Mechanismen und kann sie auch darstellen.

Die Wirksamkeit des lebendigen Geistes kann man nur mit einem lebendigen auch ausserhalb von Raum und Zeit tätigen Denken finden und beobachten. Es muss ein Denken sein, das sich auf das naturwissenschaftliche Denken (auf das materielle Hirn) stützt und zusätzlich erweitert wird. Es muss sich zusätzlich auf einen nichtneuronalen Bereich abstützen, wie es auch der Quantenphilosoph Prof. A. Suarez, ETH Zürich, beschreibt.

Dann können wir ebenso exakt wie über die Hirnmaschine Aussagen machen, die erklären, wie der Geist des Menschen in die materielle Ebene eingreift und die „Maschine“ steuert. Die Ewigkeit des Menschen wird dann auch für das verwandelte naturwissenschaftliche Denken erkennbar und begreifbar. Mit diesem Denken gibt es keinen Konflikt zwischen Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft mehr. Beide dienen der Erkenntnis des gesamten Menschen. Genaueres über das „lebendige“ Denken würde den Beitrag hier sprengen. (Sämtliche Beiträge im Blog beschreiben das lebendige Denken oder das Delta-Bewusstsein.)

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