Konfliktlösung II: Kunst

Bemerkungen

Die im letzten Artikel beschriebene Konfliktlösung mit Kindern und Erwachsenen, die den menschlichen Gefühlsweg nicht genau kennen, setzt immer ein helles Bewusstsein im Jetzt der Lehrkraft oder des Moderators voraus.

In diesem Beitrag soll die Konfliktlösung nochmals mit der künstlerischen Methode erklärt werden, aber mit der Bewusstseinsstufe eines hellbewussten Erwachsenen.

Kunst als Methode

Da Fühlen immer mit Denken verbunden ist, nützt es nichts, wenn wir die Gefühle verdrängen. Unser Körper speichert alle Gefühle (auch die erstarrten, unbeweglichen) in seinen Zellen. Sie wirken dann im Unbewussten.

Auch die in der Vergangenheit verdrängten Emotionen können ihre Wirksamkeit im Leben entfalten, ohne dass wir wissen, weshalb wir so oder so reagieren.

Vielmehr müssen wir die Gefühle mit Bewusstsein in der Gegenwart betrachten. Kunst als Methode hilft uns, auf künstlerische, gefühlsvolle Art einen Konflikt zu lösen. Wir wollen nicht nur mit unserem Intellekt eine logische Lösung des Konflikts anstreben.

Wir wollen eine Lösung, die Kopf und Herz zufrieden stellt.

Wir stellen kein Kunstwerk im üblichen Sinn her. Wir sind Künstler beim Lösen eines Streites. Wir „spielen“ mit den Gefühlen so, dass wir durch sie ein Feedback von aussen erhalten, dass die Konfliktlösung alle Beteiligten zufrieden stellt. Daher kann es nicht eine intellektuell begreifbare Machtlösung sein, bei der der Stärkste recht bekommt und die Schwächeren sich in ihr Schicksal fügen. Wer eine solche „Machtlösung“ anstrebt, ist kein Künstler im Wahrnehmen der Bedürfnisse des anderen Menschen.

Friedrich Schiller

Der Mensch nimmt unter anderem den Dichter F. Schiller nicht ernst, wenn er eine alte „Machtmethode“ zur Konfliktlösung einsetzt. Schiller sah den Menschen nur dort als wahren Menschen, wo er mit seinen Gefühlen spielte. Unter „spielen“ verstand er, dass er sich weder zu sehr von seinen klaren Gedankenstrukturen, noch von seinem instinktiven Willen beeinflussen lassen sollte. Er suchte spielerisch einen gangbaren Weg im Fühlen. Er erstarrte nicht in Gedankenstrukturen (Vernunft), die er auch mit Formtrieb bezeichnete. Auch sein instinktiver Körperwillen (Natur) oder wie er auch den Stofftrieb nannte, durfte ihm die Freiheit nicht nehmen. Denn das Fühlen bildet die Mitte zwischen Denken und Wollen.

Der gefühlsvolle Mensch lebt in der Gegenwart und ist aufmerksam. Im Jetzt hat er die Möglichkeit, frei zu sein.

In diesem Sinne kann man folgendes Zitat erklären:

„Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt”

Friedrich Schillers Gedanken zur „ästhetischen Erziehung des
Menschen”

Joseph Beuys

Auch Joseph Beuys verstand in der Moderne die Kunst in seinem erweiterten Kunstbegriff so, dass er zum Ausspruch kam:

„Jeder Mensch ist ein Künstler.“

Joseph Beuys

Beuys sagte dazu, „wenn ich ein Künstler bin, dann sind alle Menschen auch Künstler“.

„Jeder Mensch ist ein Künstler.“ meint aus Joseph Beuys‘ Perspektive, dass jeder an der „Sozialen Plastik“ mitwirkt und damit Verantwortung für die Gestaltung unserer Gesellschaft hat.

Die „Soziale Plastik“ bildet unsere Gesellschaft und unser Leben auf diesem Planeten ab.

Für Joseph Beuys bedeutet Kunst in seinem erweiterten Kunstbegriff die Gestaltung der „Sozialen Plastik“. Zur „Sozialen Plastik“ gehört auch die Konfliktlösung auf eine Art, die dem Künstler Mensch entspricht.

Im Sinn von Beuys und Schiller ist eine menschliche Tat immer künstlerisch. Man kann auch sagen, dass man die Gefühle im Jetzt wahrnimmt und spielerisch (nicht intellektuell) durch die Gefühle seine Gedanken und Handlungen entsprechend gestaltet. Nun hat man dem Menschen eine menschliche Umgebung geschaffen. Der Mensch kann nun „ganz Mensch“ werden. Er ist ein Künstler.

Kreativität

Es wird auch in dieser Konfliktlösungsmethode die schöpferische oder kreative Seite des Menschen einbezogen. Oder anders gesagt: Die Zukunft des Menschen wird nicht nur als Fortführung der Vergangenheit betrachtet, sondern als eigener Strom, der auf den Menschen herankommt. Neues kann geschehen. Alte Konflikte oder alte Strukturen können aufgelöst oder „losgelassen“ werden.

Wenn der Mensch nun „ganz Mensch“ wird, kann er alle Konflikte lösen, indem er für alle betroffenen Mensch einen gangbaren Weg aufzeigt, den alle akzeptieren können,

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