Achtsamkeitsmeditationen: 1. Aufmerksamkeitsstufe der Delta Dynamik

Wenn man achtsam die sinnliche und die innere Welt beobachtet, steigert man seine Aufmerksamkeit, blendet Wahrnehmungen, die automatisch auftauchen, aus und versucht ganz gegenwärtig zu sein.

Bei einer Wahrnehmungsmeditation mit den physischen Sinnen, steigert man seine Wachheit, aktiviert man sich innerlich so stark, dass keine Gedanken- und Emotionsmuster aus dem eigenen Innern sich störend in den Wahrnehmungsraum drängen. Ich bin ganz auf das Sinnesorgan ausgerichtet, das ich mir ins Zentrum rücke. Wenn ich achtsam mit geschlossenen Augen durch einen Wald gehe, sind mein Hörsinn, mein Gleichgewichtssinn und mein Tastsinn, vor allem mit den Fusssohlen, am stärksten gefordert. Ich kann es mir gar nicht leisten, mit alten Problemen oder mit Emotionen abzulenken. Meine Aktivität ist ganz auf das Gehen und Hören ausgerichtet. Dies hilft mir, hellwach zu bleiben.

Schwieriger ist es, wenn ich mit der gleichen Wachheit meine innere Seelenlandschaft beobachten will. Wenn ich die in mir aufsteigenden und absinkenden Emotionen beobachten will, kommt mir immer wieder eine innere Stimme in die Quere, die laut plant, was ich noch erledigen sollte. Eine andere Stimme nörgelt: “Hast du nichts Besseres zu tun, als die Zeit mit so unnützen Übungen zu verschwenden.“ Umgekehrt können Emotionsmuster und unkontrollierte Assoziationen mich davon ablenken, einen klaren, in sich stimmigen, Gedankenablauf zu gestalten.

Am Schwierigsten ist es, wenn ich meine Aktivität dazu brauche, nichts zu beobachten. Ich will nur ein waches Bewusstsein von meinem Bewusstsein haben. Nun kann ich mich nur auf das Nichts konzentrieren. Ich brauche meine innere Kraft, um zu verhindern, dass wie im Traum Emotionen aufsteigen, dass mich ein Auto, das vorbeifährt, ablenkt und ein Gedanke meine Konzentration beansprucht.

Je wacher, je gegenwärtiger und je aktiver ich bin, desto weniger werde ich abgelenkt.

Diesen aktiven inneren Zustand bezeichne ich als die erste Aktivitätsstufe des Delta Bewusstseins. Sie kann mit Achtsamkeitsmeditationen geübt werden. Wir befinden uns an der Grenze der Vergangenheitsfelder zu den Gegenwartsfeldern. Unser Delta, das in den Gegenwartsfeldern existiert und die Vergangenheitsfelder durchdringt, wird durch unsere eigene innere Aktivität wacher und gibt uns ein Bewusstsein von unserem Bewusstsein. Wir realisieren, dass wir von automatisch ablaufenden Strukturen getragen und beherrscht werden. Wir realisieren aber auch, dass wir ein Wesen sind, das sich von den Automatismen abkoppeln kann, wenn es innerlich aktiv wird. Wir lernen so unseren gegenwärtigen Kern –unser Delta – kennen. Unser Delta wirkt zuerst unbewusst, dann immer bewusster in den Strukturen. Es selbst ist aber keine Struktur. Es ist ein lebendiges, gegenwärtiges, unsterbliches Wesen. Im Gegensatz dazu ist unser Ego eine komplexe materielle und übermaterielle sterbliche Struktur. Unser Ego identifiziert sich mit dem materiellen Körper und den seelischen nicht materiellen, aber mit der Materie in Wechselwirkung stehenden Strukturen.

Achtsamkeit ist eine Hilfe, um sein eigenes Delta in einer ersten Stufe kennen zu lernen. Kann man sein Delta auf diese Weise als Realität erfahren, können wir durch die innere Aktivitätssteigerung immer weiter schreiten. Die Delta Dynamik untersucht die ersten vier Aktivitätsstufen. Sie bleibt an der Grenze zu den Gegenwartsfeldern. An dieser Grenze kann man die Existenz des eigenen Deltas durch die eigene Aktivität real erleben. Ausserdem erfährt man die Existenz der Vergangenheitsstrukturen. Wir erleben unsere Innenwelt als Welt, die auch ein Innen und Aussen besitzt. Das Innen ist die Tätigkeit unseres Deltas, das im Gegenwartsfeld lebt. Die Gegenwärtigkeit unseres Deltas ist für uns nun keine Theorie mehr. Das Erleben unserer Delta Tätigkeit ist realer als das Sehen der Sinneswelt. Das Aussen sind die Vergangenheitsstrukturen, die wir bis anhin zu unserem Wesen zählten. Nun realisieren wir, dass unsere Vergangenheitsstrukturen zu uns gehören, uns beeinflussen, aber nicht unser Aktivitätswesen sind. Das Delta lebt in den Strukturen und durchdringt seine Strukturen, ist aber ein von allen Strukturen unabhängiges, unsterbliches Wesen, das seine wahre Heimat im Gegenwartsfeld hat.

Dies ist das Grunderlebnis der Delta Dynamik: Ich bin ein Aktivitätswesen, das unabhängig von Strukturen existiert.

Wenn ich dies in der 1. Aktivitätsstufe erlebe, kann ich mit Hilfe meines Deltas alles Weitere selbst beobachten. Bei weitergehenden Beobachtungen, wird es nötig sein die Aktivität bis zur Stufe vier zu erhöhen. Auf Stufe vier kann mein Delta auch bewusst handeln und in den Strukturen andere Wege beschreiten, wie sie normalerweise strukturgesteuert ablaufen. Wenn man die Aktivität noch mehr steigert, gelangt man zum Erleben und Durchschauen der übermateriellen und untermateriellen Felder. Wir verlassen mit unserem Delta die physische Welt. Diese Erlebnisse sind hilfreich zur Weiterentwicklung der Delta Dynamik, sind zur Praktizierung der Delta Dynamik jedoch nicht nötig.

  • Ein Kommentar

    1. Beim Durchlesen dieses Artikels ist mir sofort das ADS Kind in den Sinn gekommen. Es muss alle möglichen inneren und äusseren Reize wahrnehmen und verarbeiten, ist sehr gegenwärtig.
      Problematisch wird dies dann, wenn eine weitere Person etwas von diesem Kind verlangt, beispielsweise die Lehrkraft. Das Kind befindet sich in einem Gedanken- und Gefühlskarussell.
      Ich als Lehrkraft muss also sensibel sein und mit meiner deltadynamischen Aufmerksamkeit spüren, dass das Kind innerlich sehr aktiv ist, und dass ich von ihm im Moment nicht auch noch verlangen kann, dass er mir eine Reihe aufsagt…
      Ich persönlich habe gemerkt, dass mir eine Wahrnehmungsmeditation auf dem Land viel leichter fällt als in der Stadt. Auf dem Land bin ich weniger Reizen ausgesetzt, oder, genauer gesagt, unbekannteren Reizen. Für eine Meditation ist bei mir ein Plätschern eines Baches eher förderlich, das Hupen eines Autos jedoch nicht. Deswegen bevorzuge ich es, an ein ruhiges Plätzchen, abseits vom Rummel zu gehen und mir dort meine Gedanken zu machen. Es kostet mich viel weniger Mühe, gegenwärtig und geistig aktiv zu werden! Damit lerne ich meinen inneren Kern auch besser kennen!

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