Der menschliche Pilot zwischen zwei Autopiloten VII

Bei der Schilderung der ersten Aktivitätsstufe habe ich gezeigt, dass die achtsame sinnliche Wahrnehmung nur dank dem strukturlosen Delta möglich ist. Sie entsteht einerseits als materiell unterstützter Prozess durch die Sinne und das Nervensystem, andererseits durch die Tätigkeit unseres Deltas im immateriellen Gegenwartsfeld, das die Vergangenheitsfelder durchdringt und aktiviert. Unser Pilot und der unbewusst wirkender göttlicher Autopilot müssen zusammenspielen, damit ein Bild der Sinneswelt in unserem Seelenraum entsteht.

Die Wahrnehmung im Bewusstsein der Passivitätsstufe -1ist eine automatische Wahrnehmung, die uns nur zeigt, was wir uns in unserer Egostruktur in der Vergangenheit an Vorstellungen eingeprägt haben. Sie ist nur reproduzierend und nicht schöpferisch. Sie entsteht durch das Zusammenwirken unseres Egostrukturautopiloten, der unseren göttlichen Autopiloten – unseren Leib – ebenfalls durchdringt. Da unsere Egostruktur ohne Delta von antigöttlichem Bewusstsein gesteuert wird, kann man auch sagen, dass die automatisch entstehende Wahrnehmung ein Produkt des antigöttlichen Autopiloten und des göttlichen Autopiloten ist. Noch schärfer ausgedrückt, verschafft sich das antigöttliche, unmenschliche Bewusstsein durch unsere Passivität Zutritt zu unseren göttlichen Strukturen. Dies geschieht ohne unser Bewusstsein. Wir verschlafen diesen Wechsel! Denn mit diesen automatisch entstehenden Bildern erlebt man die Wirklichkeit ausschliesslich als Vergangenheitsprodukt: immaterielle Vergangenheitsstrukturen erzeugen mit materiellen Vergangenheitsstrukturen das vergangene, materielle Bild der in Wahrheit von Leben, Seele und Geist durchdrungenen Sinneswelt. Diese Welt wird nun zusätzlich mit dem Denken der Passivitätsstufe -2 analysiert und interpretiert. Das Weltbild, das durch diese Bilder der Aussenwelt geprägt und mit dem passiven Denken interpretiert wird, ist das moderne materialistische Weltbild.

Nun sind wir am Punkt angelangt, wo ich dem passiven Denken das aktive Denken gegenüberstellen will. Wir müssen nun in der Aktivitätsstufe 2 tätig werden. Es wird nun eine noch grössere Achtsamkeit verlangt, um das aktive Denken selbst erleben zu können. Wir müssen nun über unser Denken denken. Dies ist ein Ausnahmezustand. Durch das Training unseres achtsamen Gehirns und der bewussten Tätigkeit unseres Deltas, können wir diesen Ausnahmezustand erzeugen. In diesem Bewusstsein können wir den Gegensatz zwischen automatisch ablaufenden Gedankenstrukturen und dem aktiven Denken erleben und beobachten. Beginnen wir bei den kreisenden Gedankenstrukturen: Dazu versuchen wir auf der Achtsamkeitsstufe 1 eine Pflanze zu beobachten. Wir wollen ganz gegenwärtig sein und keine Urteile einfliessen lassen. Nun können wir selbst erleben wie schnell automatisch auftauchenden Gedankenstrukturen auftauchen und sich ungefragt einmischen: „ Das ist ein Löwenzahnblatt. Die Blattrandformen sollten wie Zähne aussehen. Dazu braucht es aber viel Fantasie! Die dünnen Blätter und stark gegliederten wachsen an trockenen Standorten. ….“

Wir werden normalerweise von der Gedankenstimme unseres Wissens, das die achtsame Beobachtung verhindern will und die versucht uns auf das Niveau 0 des Alltagsbewusstseins zu ziehen, dauernd gestört. Hier können wir in der Vergangenheit gedachte und gelernte Gedankenmuster beobachten. Sie tauchen automatisch auf, wenn wir sie nicht mit innerer Kraft in Schranken halten.

Nun versuchen wir unser aktives Denken zu beobachten. Wir gehen mit innerer Aktivität von Gedanke zu Gedanke. Wir erleben nun, dass wir es sind, die durch eine bewusste eigene Willensanstrengung Gedanken miteinander verknüpfen und „weitertreiben“. Wenn wir erlahmen hört unser aktives Denken auf und die Gedankenfetzen tauchen wieder auf. Bei noch genauerem Beobachten stellen wir fest, dass die Gedanken ein unendliches Netz bilden. Die Art der Verknüpfung, die innere Logik, können wir nicht beeinflussen. Wir können nur die Umgebung so zubereiten, dass sich die richtige Gedankenfolge ergibt. Damit ein Gedankenblitz, der uns Neues zeigt, möglich wird, muss man oft tagelang oder viel länger vorbereitende Gedankenarbeit leisten, bis der Blitz in das durchpflügte Gedankenfeld einschlagen kann.

Zusammenfassend kann man feststellen:

Es kann uns niemand zwingen zu denken. Aktives Denken ist immer unsere Tat. Ohne unser Delta existiert nur der Denkroboter unserer Egostruktur, der uns meistens gegen unseren Willen mit automatisch auftauchenden alten Gedankenstrukturen bedrängt.

Den Gedankeninhalt, die innere Logik im Gedankennetz, ist von unserem Willen nicht beeinflussbar. Drei mal drei ist nicht sieben, weil mir persönlich die Zahl Sieben besser gefällt als die Zahl Neun.

Im aktiven Denken befinden wir uns mit vollem Bewusstsein schon im übermateriellen Vergangenheitsfeld, das in Wechselwirkung mit den Hirnstrukturen – dem materiellen Vergangenheitsfeld – steht. Immer wenn die automatischen Gedanken sich aufdrängen, sind wir wieder in den vorgeprägten Hirnstrukturen gefangen und denken eigentlich nicht mehr. Das von der Materie befreite Denken ist ein Prozess des übermateriellen Deltas im übermateriellen Vergangenheitsfeld, das jederzeit ins Materiefeld fallen kann.

Anders formuliert: Das im Gegenwartsfeld aktive Delta schöpft die Gedankeninhalte im übermateriellen Vergangenheitsfeld. Die Denktätigkeit ist die freie Tat des Deltas, der Inhalt ergibt sich durch die Art des übermateriellen Vergangenheitsfeldes. Wir Menschen haben die Möglichkeit durch eigene Aktivität in Freiheit das göttliche Gedankennetz zu erforschen und zu erkennen.

In der Passivitätsstufe -2 sind wir ins Vergangenheitsfeld unseres Gehirns abgetaucht. Wir haben den Kontakt zu unserem Delta fast verloren. Der antigöttliche Autopilot lässt schon gedachte Gedankenstrukturen automatisch ablaufen. Kann das antigöttliche Bewusstsein durch unsere Passivität noch besser eingreifen, kann es uns auch seine kalten, unmenschlichen Gedanken aufdrängen. Wir denken dann neue von antigöttlichen Wesen inspirierte Gedanken, die uns „helfen“, die Welt noch unmenschlicher zu gestalten.

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